Das schwere Jahr des Königs

von Katrin Zimmer (frei nach Schiller)

Er stand auf seines Rathaus Zinnen,
und schaute mit vergnügten Sinnen
auf das beherrschte Weisdorf hin.
“Dies alles ist mir untertänig”,
so sprach er einst zu Aurachs König,
“gestehe, dass ich mächtig bin.”

Du hast der Bürger Gunst erfahren!
Die vormals deinesgleichen waren,
sie zwingt jetzt deines Zepters Macht.
Doch eine lebt noch, sie zu rächen,
dich kann mein Mund nicht mächtig sprechen,
solang das grüne Auge wacht.”

Und eh der König noch geendet,
da stellt sich, aus dem Ortsteil her gesendet,
ein Bote dem Tyrannen dar:
„Die Bürger wollen sich formieren,
sie haben Achtung vor den Tieren,
bei den Grünen fragen sie um Rat.

Den Maststall soll es da nicht geben,
die Menschen wollen hier noch leben!
Oh König! Überdenket Eure Tat!“
Doch für den König gibt’s nichts zu überdenken,
vom schnöden Mammon nur lässt er sich lenken,
kein Weg vorbei führt am Entscheid.

Die Bürger machen nun mobil,
der Sieg, das ist ihr einzig‘ Ziel,
für Mensch und Tier kein weit‘res Leid.
Und eh der Tyrann ein Wort gesprochen,
hat ihn der Jubel unterbrochen,
der aus dem Dorfe jauchzend schallt.

Des Rathaus Festen sind erschüttert,
des Königs Stimme leise zittert,
Ob seine Tat ihn endlich reut?
Doch nein, des Königs Ehre ist verletzt:
„Der Bürgerwille wird nicht umgesetzt!“
und holt sich Beistand noch zum Schluss.

Die Bürger sind gar schier entsetzt,
das Rathaus wird im Nu besetzt,
der König kleinlaut handeln muss.
Nun kehrt vorerst Ruhe ein,
doch trügt er nicht, der heile Schein?
Im Hintergrund sich Widerstand formiert.

Die Grünen reichen einen Antrag ein,
und der wird auch nicht der Letzte sein.
Des Königs Ruhe – abermals gestört.
Natur und Umwelt sind zu schützen,
das bringt den König arg ins Schwitzen,
die Ratsversammlung ist empört.

Und wenn’s die Räte wieder nicht gewähren?
So doch die Bürger dringend es begehren,
der Grünen verständnisloser Blick.
Doch nicht zu denken ist an Niederlage,
die Grünen kommen wieder, keine Frage.

Für’s nächste Jahr viel Glück!